Der Winkel

Esther Gisler

Anfang

Der Winkel im Fokus / eine „Schöpfungsgeschichte“

Die vorliegenden Untersuchungen basieren auf den Grundlagen der Geometrie, beantworten aber Fragen, die aus dem Gebiet der Kunst kommen.

Das Winkelsystem enthält alle grundlegenden Gestaltungsmöglichkeiten.
Es ist eine Art Regelwerk für die Gestaltung.

Die Stellung des Winkels in der Formensprache ist zentral.
Winkel sind Vermittler zwischen Idee und ihrem Abbild.

Ihre Gestalt drückt sich in Form von Verhältnis, von Teil zum Ganzen aus.
Ihre Grösse wird in Graden gemessen.
Die Ausdruckskraft des Winkels wird erst in Verbindung mit anderen Winkeln sichtbar.

6 Winkel aus dem Halbkreis


Graduelle Abfolgen


Die Wirkung der einzelnen Winkel durch Abwesenheit


Es muss Gesetze geben wie in der Mathematik, die den vielen Besonderheiten ein Allgemeines geben. Mathematische Gesetze gehören nicht der Sinnenwelt an, sondern allein der Logik. Und nur weil es Ideen gibt, können Menschen überhaupt etwas erkennen. Platon


Abwesenheit - Graduelle Abfolgen - Zwischenwinkel


Winkelchoreographien


Ein einziger Winkel im Spiel: 30 Grad


Aus 2 + 2 Teilen, ungleiche Rhythmen

Die Spannung von 2 unterschiedlichen Grundlagen in Verbindung, bestimmt die Form des Stabgebildes. Einer Fuge gleich, schiebt sich die Differenz der beiden Rhythmen in eine formale Vorwärts-Bewegung.

Zehn Portraits der selben Figur:


Die Ecke, der dreidimensionale Winkel

Wie in Märchen kann der Wunsch, dreimal wiederholt, real werden. So kann die Ecke mit jedem Winkelmass, dreimal wiederholt, Realität werden.


Graduelle Steigerung

Dreimal wird das jeweilige Winkelmass, in der Grundlage in Band-Form aus einem Stück Papier zum Körper hoch gefaltet.


Die Kreuze

Den fünf Körpern liegt eine Kreuzform mit ihren je eigenen Massen zugrunde.


Ein philosophischer Gedanke

Die drei Körper sind Resultat einer Befragung zum Inhalt von Gilles Deleuze’s „Die Falte“ über den Barock von Leibniz.

Haben hier die sechs Winkel, an diesen 3 Körpern, ihre Vermittlerrolle erfüllt? Oder habe ich mit der Wahl des Begriffs „Inflexion“ aus Deleuze’s Werk einfach glücklich gewählt?

Die immer wieder gleichen sechs Winkel des Halbkreises in gradueller Abfolge werden beim ersten Objekt zweimal, beim zweiten vier- und beim dritten achtmal gedreht, also in Gegenlauf gebracht. Das Bild der ewigen Umkehr, das Bild des immerwährenden Wechsels von innen nach aussen ist analog zur Bewegung der Monade im Begriff „Inflexion“ bei Deleuze.
Das dritte Objekt weist (erstaunlich!) Eigenschaften einer Barockkirche auf.

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